Der ASC ist führend bei Tierwohl unter Wasser
November 21, 2024
Spitzenplatz im Vergleich der Aquakultur-Zertifizierungssysteme 2024
Das Aquatic Life Institute hat vor Kurzem die dritte Ausgabe der Aquakultur-Zertifizierungssystems Benchmark veröffentlicht, ein Instrument zur Bewertung und zum Vergleich der Tierwohlstandards führender globaler Zertifizierungsprogramme für Fische und Meeresfrüchte. In diesem Jahr erhielt der Aquaculture Stewardship Council (ASC) mit 8 von 10 Punkten die beste Bewertung .
Der ASC wurde anhand des kommenden Farmstandards bewertet und erhielt die volle Punktzahl für Wasserqualität, Platzbedarf und Besatzdichte sowie für Betäubung und Schlachtung. All diese Parameter sind entscheidend für die Gesundheit und das Wohlergehen von Tieren. Zudem gab der ASC eine Erklärung ab, dass sie in absehbarer Zukunft keine Zertifizierung von Oktopus-Produkten in Erwägung ziehen. Sie schließt sich damit der Soil Association, der RSPCA und Friend of the Sea an, die sich ebenfalls gegen diese Praxis ausgesprochen haben.
Wir haben Maria Filipa Castanheira, Managerin für Fischgesundheits- und Tierschutzstandards beim ASC, interviewt, um mehr über den Prozess zu erfahren, der zu der Spitzenplatzierung im diesjährigen Benchmark geführt hat.
Warum legt der ASC besonderen Wert auf das Tierwohl von Wasserlebewesen? Warum ist das für die Organisation wichtig?
Wir beim ASC sind der Meinung, dass Fische fühlende Wesen sind, die Schmerzen und Stress empfinden, was ihr Wohlergehen für eine verantwortungsvolle Fischzucht unumgänglich macht. Der ASC hat sich daher verpflichtet, die Tierwohl-Indikatoren im neuen ASC-Farmstandard zu erweitern.
Können Sie uns einige wichtige Initiativen oder Veränderungen nennen, die der ASC durchgeführt hat und die dazu beigetragen haben, dass Sie den ersten Platz erreicht haben?
Der neue ASC-Farmstandard ist in vier Prinzipien gegliedert, von denen eines speziell das Wohlergehen der Fischen und Meeresfrüchten in den Mittelpunkt stellt. Es enthält klare Vorgaben für die täglichen Abläufe auf der Farm, die Aufzucht und die Schlachtung, um hohe Tierwohlstandards sicherzustellen.
Dieses spezielle “Health & Welfare Prinzip” gilt in seiner ersten Fassung für alle ASC-zertifizierten Arten. Die festgelegten Kriterien beziehen sich dabei auf neun Hauptthemen: Biosicherheit, Wasserqualität, morphologische Indikatoren, Verhaltensindikatoren, Fütterung, Handhabung, Transport, Schlachtung und den Einsatz von Medikamenten.
Diese Kriterien wurden detailliert ausgearbeitet. Obwohl es in einigen wenigen Fällen numerische Grenzwerte gibt, liegt der Schwerpunkt auf Leitlinien und Verfahren. Diese enthalten klare Anweisungen, wie die Themen zur Überwachung und Bewertung des Tierwohles sowie im Zweifelsfall zu Korrekturmaßnahmen genutzt werden können.
Welche waren die größten Herausforderungen, denen Sie sich bei der Verbesserung Ihrer Tierwohlstandards gegenüber sahen, und wie haben Sie diese gemeistert?
Eine der größten Herausforderungen bestand darin, das wissenschaftliche Verständnis des Tierwohls mit der praktischen Umsetzung in den Betrieben zu vereinen. Um sicherzustellen, dass die Tierwohlindikatoren in verschiedenen Haltungssystemen und bei verschiedenen Arten einheitlich angewandt werden können, hat der ASC umfangreiche Forschungsarbeiten und Konsultationen mit Branchen-Stakeholdern durchgeführt.
Eine weitere Herausforderung war der Umgang mit dem potenziellen Widerstand der Farmen, da die Umsetzung neuer Tierwohlanforderungen häufig mit Änderungen der Betriebspraktiken und Investitionen in die Infrastruktur verbunden ist, z. B. in tiergerechte Behandlungs- und Schlachtmethoden. Um dies zu überwinden, setzt der ASC auf eine klare Kommunikation, die die Vorteile der Veränderungen für den Tierschutz, die Produktivität der Betriebe und den langfristigen Marktzugang hervorhebt.
Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach Ihre Organisation bei der Entwicklung des Tierwohls in der Aquakultur innerhalb der breiteren Bewegung für nachhaltige Lebensmittel?
Als weltweit größtes Zertifizierungsprogramm für Fische und Meeresfrüchte führt der ASC die Transformation der Aquakultur an, sowohl in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit als auch auf soziale Verantwortung. Klare Tierwohlanforderungen helfen Farmen, ihre verantwortungsvollen Praktiken gegenüber der Lieferkette und den Verbrauchern transparent zu machen.
Besonders die Tierwohlindikatoren und die Anforderungen an Schlachtung und Betäubung tragen zu weniger Stress für die Tiere und einem besseren Wohlergehen bei. Das verbessert nicht nur die Produktqualität, sondern auch die Überlebensraten und reduziert die Kosten für Krankheitsvorsorge.
Wie sensibilisieren Sie Verbraucher für Tierwohl unter Wasser und glauben Sie, dass sich die Nachfrage hin zu Produkten aus artgerechter Haltung verschiebt?
In Märkten wie Nordamerika und Europa steigt das Interesse an Tierwohl und nachhaltigen Praktiken. Immer mehr Verbraucher hinterfragen die Herkunft ihrer Lebensmittel und fordern bessere Tierhaltung. Im Gegensatz dazu achten in Entwicklungsländern die Menschen vorrangig auf Preis und Verfügbarkeit ihrer Lebensmittel.
Zertifizierungen wie das ASC-Siegel schärfen das Bewusstsein der Verbraucher für die ökologische und soziale Verantwortung in der Fischzucht. Auf der ganzen Welt arbeitet der ASC mit Farmen, Einzelhändlern und anderen Organisationen zusammen, um eine verantwortungsvolle Aquakultur zu fördern. Auf Verbraucherebene organisieren wir Verkostungen, Bildungsreisen und Aktivitäten, welche die Konsumenten die Bedeutung von verantwortungsvoll produzierten Fischen und Meeresfrüchten näher bringen.
Wir sind auf unseren Social-Media-Kanälen sehr aktiv und informieren darüber, wie unsere Standards die Fischzucht verbessern. So ermutigen wir Verbraucher, auf das ASC-Siegel auf der Verpackung zu achten, damit sie sicher sein können, dass der Fisch auf ihrem Teller ihre erworbenen auf verantwortungsvolle Weise gezüchtet wurde.
Können Sie Erfolgsgeschichten oder Anekdoten von Produzenten oder Einrichtungen erzählen, die ihre Praktiken aufgrund der ASC-Zertifizierungsstandards verbessert haben?
Wir laden Sie ein, einen Blick auf die Geschichten unserer Farmer zu werfen, in denen die besten Umwelt- und Sozialpraktiken in den landwirtschaftlichen Betrieben hervorgehoben werden und was sie stolz auf ihre Arbeit macht.
Wie wirken sich externe Bewertungen und das Feedback des ALI im Rahmen Ihres kontinuierlichen Verbesserungsprozesses auf Ihren Ansatz bei den Tierschutzstandards aus? Können Sie uns einige der jüngsten Änderungen oder Erfolge mitteilen, die auf diese Art von Input zurückzuführen sind?
Der ASC begrüßt Rückmeldungen zu seinen Standards. Wir haben eine umfassende Konsultation der Stakeholder zu unserem neuen Farmstandard durchgeführt, und alle Rückmeldungen werden bei der Entwicklung und laufenden Verbesserung unserer Standards berücksichtigt.
Haben Sie Pläne, wie der ASC für den Vergleich im nächsten Jahr weitere Fortschritte nachweisen wird?
Sobald der neue Farmstandard in Kraft ist, gibt es sicher Beispiele aus der Praxis die wir teilen können, aber noch ist es dafür zu früh.