
Hohe Sterblichkeitsraten in der Lachszucht: Grund zur Sorge?
Oktober 24, 2023
Tierwohl ist für viele Konsumentinnen und Konsumenten eine wichtige Überlegung. Es ist daher verständlich, dass Konsumentinnen und Konsumenten durch Berichte über hohe Sterblichkeitsraten in der Fischzucht verunsichert sind. Um hier eine klare Antwort zu finden, müssen wir uns mit Evolutionsbiologie beschäftigen.
Viele Nachkommen oder wenig Nachkommen – mit unterschiedlichen Strategien zum Erfolg
Hast du dich schon mal gefragt, warum sich mache Tiere „wie die Karnickel“ vermehren während andere nur alle paar Jahre ein Junges bekommen? Das liegt an den unterschiedlichen Überlebensstrategien der Tiere.
Tiere wie Bären, Elefanten, Kühe oder auch wir Menschen sind sogenannte K-Strategen. K steht für Kapazitätsgrenze, das heißt die Anzahl der Tiere bleibt relativ stabil, immer in etwa so viele wie ein bestimmtes Revier versorgen kann. Sie bekommen weniger Nachkommen und stecken viel Zeit und Energie in die Aufzucht der Jungen, die dann auch höhere Überlebenschancen haben.
Tiere wie Fische, Kaninchen oder auch Bakterien sind R-Strategen. R steht für Reproduktionsrate. Diese Tiere sind besonders gut darin, Lebensräume neu zu besiedeln und sich auszubreiten. Sie vermehren sich häufig und in großer Zahl – weit mehr Jungtiere als im aktuellen Lebensraum Platz und Futter fänden. Die R-Strategen stecken aber weniger Energie in die Aufzucht der Jungen. So sterben zwar viele Jungtiere, aber das entspricht genau der Überlebensstrategie dieser Tiere. Obwohl Jungtiere sterben, ist die Tierpopulation gesund und erfolgreich.
Sterben mehr Fische in der Zucht als in der freien Wildbahn?
Eine Studie aus dem Jahr 2016 hat gezeigt, dass durchschnittlich zwischen 15 % und 20 % der Zuchtlachse in Norwegen vorzeitig sterben. Tatsächlich liegt diese Rate bei Lachsen in freier Wildbahn noch höher: Eine andere Studie aus dem Jahr 2012 zeigt, dass in etwa 40 % bis 80 % der jungen Wildlachse sterben und sogar nur 5% bis 1 % der Eier und Larven überleben. Diese Zahlen klingen erst mal schockierend hoch. Doch wenn man sich vor Augen führt, dass der Lachs ein R-Stratege ist, entspricht das seiner natürlichen Überlebensstrategie.
Lachs mit ASC-Siegel ist eine gute Wahl
Auch wenn die Sterblichkeitsraten bei R-Strategen wie Lachsen höher sind dürfen wir nicht leichtfertig mit ihrem Wohlergehen umgehen. Zuchtlachse sollen gesund sein und in sauberem Wasser schwimmen können. Daher arbeitet der ASC mit Züchterinnen, Händlern und der Wissenschaft zusammen, um gute Standards für Fischzucht zu erarbeiten. Die Standards umfassen Anforderungen an Wasserqualität, Fischgesundheit und auch Richtlinien zur Sterblichkeitsrate. Verantwortungsvolle Züchter können sich nach den ASC-Standards zertifizieren lassen. Sie werden von unabhängigen Auditoren geprüft und wenn sie alle Anforderungen erfüllen, dürfen sie ASC-zertifizierte Ware verkaufen. Sollten sie bestimmte Anforderungen nicht erfüllen, müssen sie ihre Praktiken verbessern. So konnten allein im Jahr 2022 mehr als 400 Verbesserungen im Bereich Wasserqualität und Fischgesundheit auf ASC-zertifizierten Lachszuchten umgesetzt werden.
Im Supermarkt erkennen Konsumentinnen und Konsumenten zertifizierte Produkte an dem ASC-Siegel. Achte beim Einkauf auf das ASC-Siegel, um deinen Lachs sorgenfrei genießen zu können.