
ASC-Antwort auf Greenpeace Gütesiegel-Guide
Juli 9, 2021
Der an Verbraucher gerichtete Gütesiegel-Guide von Greenpeace Österreich ist weder vertrauens- noch glaubwürdig:
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Die Methodik und die Bewertungskriterien wurden nicht öffentlich gemacht
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Die Evaluierungen sind nicht transparent
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Die Kritikpunkte am ASC sind unzutreffend, fehlen an Kontext oder sind veraltet
Der von Greenpeace Österreich am 8. Juli veröffentlichte Gütezeichen-Guide für Lebensmittel, der Verbraucher beim Einkauf helfen soll, weist deutliche Mängel auf. Da die Kriterien nicht offen dargelegt wurden, sind die Bewertungen intransparent und viele der im Zusammenhang mit dem ASC genannten Kritikpunkte sind ungenau, unvollständig oder veraltet.
Die Kritikpunkte von Greenpeace Österreich und unsere Antworten im Überblick:
- Aquakultur ist nicht nachhaltig.
Diese sehr allgemeine Aussage über eine gesamte Lebensmittelproduktion ist wenig hilfreich. Es ist außerdem unklar, wie Greenpeace zu dieser Schlussfolgerung kommt. Jede Lebensmittelproduktion kann negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, sofern sie nicht verantwortungsvoll betrieben wird. Die verantwortungsvolle Produktion von Zuchtfischen ist eine große Herausforderung. Daher setzen wir uns dafür ein, dass mithilfe der ASC Umwelt- und Sozialstandards mehr Fischzuchten verantwortungsvoller arbeiten. Mehr dazu hier.
- Futtermittel für Aquakulturen bestehen in der Regel aus wild gefangenem Fisch.
Fischmehl und -öl aus Wildfang ist nur einer von mehreren Bestandteilen in Futtermitteln. Der Großteil, zwischen 70 – 80 % besteht heutzutage aus pflanzlichen Bestandteilen, wie Weizen oder Erbsenprotein.
- Für ein Kilo Zuchtlachs braucht man fünf Kilo Wildfisch.
Die im Factsheet Gütesiegel genannte Zahl, dass ein Kilo Zuchtfisch fünf Kilo Wildfisch bräuchte, ist veraltet und somit falsch. Heute wird nur noch rund 1 Kilo Wildfisch benötigt – oftmals sogar darunter. Aktuell machen Fischmehl und -öl weniger als 30 Prozent des Futters in der Zucht aus – und viel kommt mittlerweile aus Überresten aus der Verarbeitung. ASC-zertifizierte Farmen müssen den Anteil an Wildfisch im Futtermittel auf strenge Grenzwerte limitieren. Mehr dazu hier.
- Zu viele Produkte tragen das ASC-Siegel.
Das ASC-Siegel steht nicht für mehr Fischkonsum, sondern für verantwortungsvollen Fischkonsum. Es ist ein gutes Zeichen, wenn mehr Produkte im Supermarkt das Siegel tragen und es ist gut, wenn sich Verbraucher für Produkte mit Siegel entscheiden als ohne. Während in Europa relativ viele Produkte mit dem ASC-Siegel zu finden sind, ist das Siegel in anderen Teilen der Welt weniger verbreitet, da dort etwa noch nicht so viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird.
- Überprüfungen konnten zeigen, dass nur 20 Prozent aller zertifizierten Farmen die ASC-Kriterien erfüllt haben.
Diese Aussage beruht auf einer Fehlinterpretation der Arbeitsweise des ASC und anderer Zertifizierungsprogramme. ASC-Standards, im Besonderen der ASC-Lachsstandard, werden weltweit unter sehr unterschiedlichen Bedingungen verwendet und nicht alle Anforderungen sind unter allen Umständen anwendbar. In diesen Fällen können Varianzabweichungen angefragt werden. Dies ist ein notwendiger Bestandteil jedes globalen Zertifizierungssystems und von ISEAL anerkannt. Der ASC folgt dabei einem strengen, völlig transparenten Prozess: Bei Varianzen werden Stakeholder wie NGOs oder lokale Gemeinden proaktiv informiert und können ihr Feedback geben. Die kanadische NGO SeaChoice hat erst vor kurzem einen Report veröffentlicht, in dem der ASC als transparentestes und inklusivstes unter den gängigen Zertifizierungssystemen für Aquakultur genannt wird.
- In Chile und Norwegen geht die Gabe von Chemikalien und Antibiotika weit über die vorgeschriebenen Limits hinaus.
Solche pauschalen Behauptungen über die Praxis von ganzen Nationen möchten wir nicht kommentieren. Der ASC verbietet den zertifizierten Fischzuchten den wahllosen Einsatz von Antibiotika, um die Verbreitung der Antibiotikaresistenz einzudämmen – auch in Chile und Norwegen. Es soll nur dann auf Antibiotika zurückgegriffen werden, wenn es sich nicht vermeiden lässt.
Keine der Antibiotika, die die Weltgesundheitsorganisation in ihre Liste der „Critically Important Antimicrobials for Human Medicine“ (für die Humanmedizin unerlässliche Antibiotika) aufgenommen hat, dürfen verwendet werden. Alle auf einer ASC-Farm verabreichten Antibiotika müssen von einem Tierarzt im Rahmen eines vereinbarten ethisch verantwortlichen Behandlungsplans verschrieben werden. Mehr dazu hier.
- Für Fischmehl und -öl zur Fütterung gilt der ineffiziente MSC-Standard.
ASC zertifizierte Fischzuchten müssen den Anteil an Wildfisch in Futtermitteln auf strenge Grenzwerte limitieren. Außerdem müssen alle Futtermittelzutaten aus verantwortungsvollen Quellen kommen und vollständig rückverfolgbar sein. Das sind beispielsweise Zutaten mit Zertifizierung eines ISEAL-Mitglieds, wie der MSC, oder Fischmehl und -öl aus Fischereien, die die Bewertungskriterien des FishSource-Score erfüllen. Dabei führt die NGO Sustainable Fisheries Partnership SFP Bewertungen von nicht-zertifizierten Fischereien durch und veröffentlicht diese in ihrer FishSource-Datenbank. Die Bewertung beinhaltet sowohl den biologischen Zustand des Bestands als auch Management-Kriterien.
- Der Standard erlaubt die Nutzung von gentechnisch veränderten Zutaten im Fischfutter, wie zum Beispiel gentechnisch verändertes Soja.
Hier setzt der ASC auf vollständige Transparenz. Wir verlangen die Offenlegung von gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen, damit Konsumenten informierte und bewusste Entscheidungen treffen können. Der ASC erlaubt ihre Verwendung aufgrund ihrer Bedeutung in vielen Teilen der Welt – würden wir ihre Verwendung jetzt verbieten, wäre das ASC-Programm, das wichtige Verbesserungen in der Aquakultur auf der ganzen Welt schafft, für viele Länder verschlossen.
Unsere Mission ist es, Aquakultur weltweit nachhaltiger zu gestalten. Transparenz, öffentliche Konsultationen und stetiger Dialog mit allen Stakeholdergruppen sind essentieller Bestandteil unserer Arbeit. Daher laden wir Greenpeace Österreich dazu ein, ihre Bewertungskriterien offenzulegen, ihre Kritikpunkte zu spezifizieren und mit uns in Dialog zu treten.
Pressekontakt
Maren Pfalzgraf
Communications Managerin DACH