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ASC-Futtermittelstandard: Zertifizierung für Futtermittelhersteller möglich

Februar 16, 2023

Seit dem 14. Januar 2023 können Futtermittelhersteller eine Zertifizierung nach dem Futtermittelstandard beantragen.

Der neue Standard vom Aquaculture Stewardship Council (ASC) umfasst rechtliche, soziale und ökologische Anforderungen sowohl an den eigenen Betrieb als auch an die Lieferanten der für die Futtermittelproduktion verwendeten Zutaten. ASC-zertifizierte Betriebe haben bis zum 14. Januar 2025 (24 Monate) Zeit, auf ASC-konforme Futtermittel umzusteigen, um die Farmstandards weiterhin zu erfüllen.  

Der Futtermittelstandard befasst sich mit einem der wichtigsten Faktoren für die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Aquakultur: der Herstellung von Futtermitteln und deren Rohstoffen. Mehr als 70 Prozent der Aquakulturproduktion (ohne Algen) sind von Futtermitteln abhängig, und diese haben erhebliche ökologische und soziale Auswirkungen. Mit der Anforderung an die Zuchtbetriebe, alle wichtigen Futtermittelzutaten verantwortungsvoll zu beschaffen und zu verarbeiten, will der ASC Probleme sowohl in der Lieferkette als auch auf der Ebene der Rohstoffe angehen.  

Die Farmen sind gefordert, Bericht über ihre Maßnahmen abzulegen. Damit schafft der ASC beispiellose Transparenz und mehr Sicherheit in der gesamten Lieferkette. Des Weiteren wird ökologische Nachhaltigkeit belohnt und zukünftige Forschung im Bereich verantwortungsvoller Futtermittel vorangetrieben. 

Ernährung der Welt durch verantwortungsvolle Futtermittelbeschaffung 

Chris Ninnes, CEO vom ASC, erklärt, dass die verantwortungsvolle Beschaffung von Futtermitteln für die Aquakultur notwendig sei, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und gleichzeitig die Auswirkungen auf ländliche Ressourcen zu minimieren. Laut dem „SOFIA 2022“ Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) erreichte die Gesamtproduktion von Fisch und Meeresfrüchten im Jahr 2020 213 Millionen Tonnen und bot Milliarden von Menschen eine wichtige Quelle für tierisches Eiweiß. 

„Die Aquakultur liefert 58 Prozent der gesamten Produktion, was das Gewicht und 67 Prozent, was den Wert betrifft, und die Makronährstoffe, die sie liefert, sind ein wesentlicher und unterbewerteter Bestandteil der globalen Ernährungssicherheit. Glücklicherweise bieten gezüchtete Fische und Meeresfrüchte diese Vorteile bezüglich der Ernährungssicherheit und des Nährwerts mit einem viel geringeren CO2-Fußabdruck als Proteine aus Landtierhaltung“, sagt Chris Ninnes. 

„Der Anteil an konsumierten Fischen und anderen Meeresfrüchten, wie Garnelen, die Futter benötigen, nimmt zu (im Jahr 2020 wurden 63 Mio. Tonnen gefüttert, wohingegen 24,3 Mio. Tonnen nicht gefüttert wurden), was eine wachsende Schnittstelle zwischen Aquakultur und Landwirtschaft darstellt. Die Verwendung von Fischmehl und -öl im Futter von Zuchtfischen findet große, oft negative Beachtung, während die Auswirkungen von pflanzlichen Zutaten, die bis zu 85 Prozent des Futters von karnivoren Fischen ausmachen kann, fast völlig ignoriert werden.“ 

„Eine verantwortungsvolle Fischzucht erfordert, dass die mit der Produktion von allen Futtermittelzutaten verbundenen Auswirkungen überwacht und reduziert werden, wobei soziale Faktoren und der Schutz der Umwelt im Vordergrund stehen müssen. Ich bin stolz darauf, dass der ASC-Futtermittelstandard insbesondere die Einhaltung von guten Arbeitsbedingungen in der gesamten Lieferkette für Futtermittelzutaten in den Blick nimmt und die Risiken für eine weitere Abholzung der Wälder und Umwandlung in Ackerflächen verringert“, erklärt Ninnes. 

Fütterung von Garnelen in einer ASC-zertifizierten Farm (Foto: ASC)

Verantwortungsvolle Beschaffung von marinen und ländlichen Zutaten 

Futtermittelhersteller sind dazu verpflichtet, im Laufe der Zeit immer größere Mengen Fischmehl und -öl aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Fischereien zu beziehen. MarinTrust und der Marine Stewardship Council (MSC), beides Vollmitglieder der ISEAL-Allianz, spielen in diesem Mechanismus eine entscheidende Rolle und bilden die wichtigsten Sprungbretter für Verbesserungen.  

Futtermittelhersteller haben damit die Gelegenheit, mit ihren Fischmehl- und Fischöl-Lieferanten zusammenzuarbeiten, um den mit der Zeit steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Letztendlich muss der Großteil der marinen Zutaten aus MSC-zertifizierten Fischereien stammen. 

Bei pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Soja oder Weizen müssen die Futtermittelhersteller alle Inhaltsstoffe, die mehr als 1 Prozent des Futters ausmachen, aufzeichnen und melden sowie Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass sie aus verantwortungsvollen Quellen stammen.  Auch sie müssen darauf hinarbeiten und sich verpflichten, dass ihre Lieferketten entwaldungsfrei werden. Darüber hinaus müssen ASC-zertifizierte Futtermittelhersteller ihren Energieverbrauch und ihre Treibhausgasemissionen aufzeichnen und melden sowie an der Verbesserung der Energieeffizienz, der Nutzung erneuerbarer Energien und des Wasserverbrauchs arbeiten. 

Soziale Auswirkungen in der Futtermittelindustrie 

Die Futtermittelhersteller sind außerdem gefordert, ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen:  Dazu gehören eine faire Behandlung und Entlohnung der Mitarbeitenden, die Achtung der Rechte indigener Menschen und das Sicherstellen, dass es keine Kinder- oder Zwangsarbeit gibt. Der ASC-Futtermittelstandard umfasst viele weitere Anforderungen an ein soziales und effektives Managementsystem, darunter Richtlinien und Prozesse für Themen wie die Verhinderung von Korruption, Bestechung oder Dokumentenfälschung. 

Weitere Informationen über den ASC-Futtermittelstandard und darüber, wie er zur Förderung einer nachhaltigen Aquakultur beitragen kann, erfahren Sie hier 

Futtermittelhersteller, die sich zertifizieren lassen möchten, finden hier weitere Informationen. 

Confidental Infomation