Eine Geschichte von Widerstandsfähigkeit und Erneuerung: Austernzucht in der Präfektur Miyagi, Japan

Austern werden seit über einem Jahrhundert in der Shizugawa-Bucht gezüchtet. Die Gegend ist bekannt für ihre felsige, steile Küstenlinie und ihr maritimes Leben. Doch im Jahr 2011 hatte das Tohoku-Erdbeben und der Tsunami verheerende Auswirkungen auf die Region.

Es riss Häuser und Lebensgrundlagen mit sich, verursachte mindestens 15.897 Todesfälle und ließ rund 2.500 Menschen vermisst zurück. Die meisten Aquakulturanlagen wurden zerstört und viele langjährige Züchterinnen und Züchter verließen dauerhaft die Region. Die Situation bedrohte die Austernzucht in der Shizugawa-Bucht.

Trotz der prekären Lage wagten die verbliebenen Zücherinnen und Züchter in der Präfektur Miyagi, sich eine Zukunft jenseits der Zerstörung vorzustellen. Sie sahen eine Möglichkeit, nicht nur wieder aufzubauen was war, sondern ihre Betriebe und Praktiken für kommende Generationen neu zu gestalten. Unterstützt von WWF Japan und einem staatlichen Zuschuss starteten diese widerstandsfähigen Zücherinnen und Züchter ein transformatives, dreijähriges Pilotprogramm, um umweltfreundlichere und verantwortungsvollere Zuchtpraktiken zu fördern.

Eine Gelegenheit zur Steigerung der Produktivität

So wurde etwa die Anzahl von Zuchtfloßen von über 1.000 vor dem Tsunami, als die Produktivität und Wachstumsraten oft schlecht waren, auf 300 verringert. Sie werden von 32 Zücherinnen und Züchter betreut. Diese Veränderung löste einen Produktivitätsschub aus und ermöglichte den Beteiligten, ihr Einkommen zu erhalten während sie den Arbeitsaufwand verringern konnten. Gleichzeitig konnten sie so Risiken im Zusammenhang mit potenziellen zukünftigen Naturkatastrophen verringern.

Nach Abschluss des Pilotprogramms wollte die Genossenschaft ihr Engagement für verantwortungsbewusste und zukunftsorientierte Praktiken unter Beweis stellen. Mit Hilfe von WWF Japan beantragten sie die ASC-Zertifizierung und wurden nur fünf Jahre nach dem Tsunami mit Stolz der erste ASC-zertifizierte Betrieb in Japan.

Gesteigerte Verkäufe durch neue Einzelhändler

Diese Auszeichnung war nicht nur ein Ehrenabzeichen: Sie eröffnete eine Welt voller Möglichkeiten. Medien, Supermärkte und Verarbeiter wollten alle Teil der Geschichte sein. Das ASC-Siegel ermöglicht es den Zücherinnen und Züchter, ihre Austern unter dem Markennamen Togura an große Einzelhändler wie AEON und Ito-Yokado sowie an Coop und Daichi-wo-Mamoru-kai, Japans größten Bio-Händler, zu verkaufen.

Dank der Glaubwürdigkeit der ASC-Zertifizierung stiegen die Umsätze der Togura-Austern sprunghaft an. Das Einkommen erhöhte sich um 150 % im Vergleich zu den Zeiten vor dem Tsunami: Ein Zeugnis für den unerschütterlichen Geist und das Engagement der Zücherinnen und Züchter trotz einer so herausfordernden Situation ihr bestes zu tun.

Inspiration für die nächste Generation

Über wirtschaftliche Gewinne hinaus waren die Auswirkungen ihres Erfolgs tiefgreifend. Ihr Erfolg inspirierte eine neue Generation und hauchte einer alternden Belegschaft neues Leben ein. Jüngere Zücherinnen und Züchter wollten, der Genossenschaft beitreten und so sicherstellen, dass das Erbe der Austernzucht fortbesteht.

„Die inspirierende Geschichte der ASC-Zertifizierung fördert den Stolz auf die Austernproduktion, und die Altersstruktur der Zücherinnen und Züchter verändert sich, da ihre Söhne und Töchter sowie andere junge Menschen der Genossenschaft beitreten.“

– Satoshi Maekawa, WWF Japan

Dem Schutz der Umwelt verpflichtet

Für Fujio Abe, ein langjähriges Mitglied der Shizugawa-Filiale der Miyagi-Fischereigenossenschaft, war die ASC-Zertifizierung nicht nur eine Frage der Zahlen, es ging um einen grundlegenden Wandel hin zu einer verantwortungsvollen Aquakultur.

„Nach dem Erdbeben wollten wir mit der übermäßigen Nutzung aufhören und zu einer Aquakultur übergehen, die die Natur nicht belastet. Die Beantragung der ASC-Zertifizierung ermöglichte es uns zu sehen, ob dieser Einsatz erfolgreich war“, sagte er.

„Ich denke, die größte Veränderung, die wir erlebt haben, ist, dass der Übergang zur verantwortungsvollen Aquakultur und das Erreichen der ASC-Zertifizierung das Einkommen durch Verbesserung der Qualität gesteigert, die Arbeitszeiten reduziert und geholfen hat, neue Austernzücherinnen und -züchter für den Beruf zu begeistern.“

Diese Geschichte handelt nicht nur von Austern: Sie ist ein Zeugnis für Widerstandsfähigkeit und die transformative Kraft nachhaltiger Praktiken. Aus der Zerstörung heraus arbeiteten diese Menschen an einer Zukunft, in der Tradition auf Innovation trifft und Stolz auf Fortschritt.

Aus einer Naturkatastrophe hervorgehend, hat sich die Austernzucht in Shizugawa zu einem Leuchtturm der Hoffnung und des Fortschritts entwickelt.